Monitoring und Lüftung können sicheres Singen in der Schule ermöglichen
Die derzeitigen Regelungen für das Singen in der Schule sind in der Praxis nicht anwendbar. Ob Singen auf dieser Grundlage überhaupt funktioniert, war Thema der Podiumsdiskussion des Chorverbands Berlin am 02. September 2021.
Das Fazit: Regulärer Musikunterricht ist auf Basis der geltenden Regelungen nicht möglich. Dieses praktische Nichterlebenkönnen von Musik und Gesang, so Prof. Kreutz vom Lehrstuhl für Systematische Musikwissenschaft der Universität Oldenburg – ist nicht reparabel ein großer Verlust, sowohl für eine Stimmbildung als auch für die Persönlichkeitsentwicklung. Doch der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse macht Hoffnung. Die Experten sind sich einig: eigentlich wäre viel mehr möglich, als derzeit erlaubt ist. Es muss mutiger im Sinne der Kinder entschieden werden, so Prof. Dr. Mürbe, Leiter der Audiologie und Phoniatrie an der Charité Berlin. Vor allem komme es auf die Lautstärke des Singens an und es spreche nichts gegen ein Anfangslied zu Unterrichtsbeginn oder -ende, auch wenn Abstände gewahrt werden müssten. Lüfter- und Luftreinigungsanlagen, so Prof. Kähler vom Institut für Strömungstechnik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr München, machten durch deren Luftumwälzungs- und austauschraten kürzere Lüftungszeiten möglich. Die Anlagen schaffen außerdem die Möglichkeit, wieder ohne Abstände zu singen, vorausgesetzt die Schüler*innen befinden sich weiterhin im ständigen Monitoring durch die Tests und auch alle anderen Anwesenden, ob geimpft oder nicht, sind in diesem Moment getestet.
„Der Chorverband Berlin fordert die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie daher dringend auf, die neugewonnen Erkenntnisse in das geltende Hygienekonzept einzuarbeiten. Es geht nun vor allem darum, keine weitere Zeit für die Kinder zu verlieren“, sind sich Petra Merkel und Thomas Hennig, Präsidentin und Vizepräsident des Chorverbands Berlin, einig. Hauptanliegen des Verbandes ist es nun, auf Basis der aktuell wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Situation für die Kinder zu verbessern und gleichzeitig weiterhin als Ansprechpartner für Schulen und Eltern zu dienen. Ziel ist es, Lösungen für das gemeinsame Singen in der Schule zu finden.
Eröffnet wurde die Runde in den Räumlichkeiten der Landesmusikakademie Berlin vom Hausherrn Chris Berghäuser. Weitere Teilnehmende der Podiumsdiskussion waren Prof. Dr. rer. nat. habil. Christian J. Kähler (Universität der Bundeswehr München, Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik), Sigrid Klebba (Senatsverwaltung für Jugend und Familie, Staatssekretärin für Jugend und Familie), Prof. Dr. Gunter Kreutz (Carl-von-Ossietzky-Universität, Systematische Musikwissenschaft), Prof. Dr. med. Dirk Mürbe ( Charité Berlin, Leitung Audiologie und Phoniatrie), Katharine Weber und Johannes Dasch, Musiklehrkräfte Berliner Schulen sowie Petra Merkel und Thomas Hennig, Präsidentin und Vizepräsident des Chorverbands Berlin. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion durch Anja Herzog (rbb Kultur).
Stream Podiumsdiskussion: https://www.youtube.com/watch?v=tPREr-5elXE